Preistransparenz

Preisliche Intransparenz beim Küchenkauf.
Gewollt, gemacht oder unausweichlich?
Die fehlende Preistransparenz in der Küchenbranche sorgt stets für Unmut beim Käufer.
Woraus resultiert diese Preisstruktur und vor allem:
Ist es Stragtegie?

Um es vorweg zu nehmen: Ist es sicher nicht.
Allenfalls die unterschiedlichen Abarten der Nutzung der
komplexen Preisgestaltung könnte man als strategisch bezeichnen.
Letztendlich wäre es nur unter unzumutbarem Aufwand möglich
jedes Möbelstück in allen Varianten und Preisgruppen auszuzeichnen.

Einige Beispiele:
Einen Eckunterschrank gibt es in vier Ausführungen und in jeweils zehn Preisgruppen,
welche frontrelevant sind. Insofern gäbe es 40 Preise für einen Schrank.
Hierbei handelt es sich zwar um ein Extrembeispiel, aber selbst bei Möbeln, die nur in einer Variante erhältlich sind, bleiben es zehn Preise.
Dazu kommen Möbelteile, die nicht frontrelevant sind. Das wären z.B. Regale, Kranzprofile oder Arbeitsplatten.
Bei Regalen etc. richtet sich der Preis nach der Ausführung (Kunstoff, Lack, Furniert, etc)
Bei Arbeitsplatten wirkt sich die Art der Beschichtung (Hochglänzend, matt) und
die unterschiedliche Kantenbelegung (Dickkante, Alu-Kante, Formingkante) auf den Preis aus.

All diese unterschiedlichen Preisvarianten werden vom Händler mit Hilfe einer
Planungs- und Kalkulationssoftware ermittelt und selbstverständlich mit Einzelpreisen versehen.
Um zu verdeutlichen, warum die Angabe von Einzelpreisen bei Angeboten ungern erfolgt,
muss man sich mit dem Thema Mischkalkulation beschäftigen.

Hierbei werden zu niedrige Gewinne oder sogar Verluste aus einer Warengruppe
mit den höheren Gewinnen einer anderen Warengruppe ausgeglichen.
Im Küchenbereich handelt es sich um die Hauptwarengruppen Küchenmöbel und Einbaugeräte.
Während die Einbaugeräte mit teils sehr geringen Margen verkauft werden,
wird über den Möbelsektor der Deckungsbeitrag reguliert.

Das Prinzip der Mischkalkulation ist keineswegs auf die Küchenbranche beschränkt, sondern ein
völlig normales wirtschaftliches Instrument, um auf Einheitspreise zu kommen.
Im Angebot ist das dann der Gesamtpreis.
Flatrates z.B. beruhen ebenfalls auf dem Prinzip der Mischkalkulation.
Während Nutzer mit hohem Transfer auch hohe Kosten verursachen und eine
Unterdeckung verursachen wird kalkulatorisch der Nutzer mit niedrigem Transfer für eine Überkompensierung sorgen.
Allerdings hat wohl noch niemand mit dem Gedanken gespielt, seine Flatratekosten vom Anbieter aufschlüsseln zu lassen.
Warum auch? Der Gesamtpreis steht fest. Ähnlich, wenn auch weniger nachvollziehbar, verhält es sich mit dem Angebot für eine Einbauküche.

Auch der Vergleich mit der Autoindustrie (wird gern verwendet) verbietet sich eigentlich von selbst.
Ein Autopreis besteht im Wesentlichen aus einem Grundpreis zuzüglich der
Preise verschiedener Motorvarianten und Ausstattungsmerkmalen.
Eine schlichte Addition ohne Mischkalkulation, die höchstens modellübergreifend angewand
wird und für den Kunden meist nicht relevant ist, da er ja nur ein Auto kauft.

Ein detailiertes Angebot mit aufgeführten Einzelpreisen führt also unweigerlich zu
falschen Preisangaben einzelner Artikel. Selbst bei einer
Aufschlüsselung der Einzelpreise für Vergleichszwecke wäre dem
Kunden nicht geholfen. Er könnte zwar gewisse identische Artikel vergleichen,
kann aber niemals sicher sein, dass der evtl. geringere Preis auch auf das Gesamtangebot zutrifft.

Prinzipiell hat eine Einzelpreisangabe für den Kunden nur dann einen Sinn,
wenn auch sämtliche Artikel Position für Position exakt identisch sind.
Allerdings wäre sie damit auch wieder unnötig, weil in dem Fall der Gesamtpreis bereits aussagefähig ist.


Ein weiterer oft geäusserter Kritikpunkt ist die selten erfolgende
Herausgabe des Angebotes incl. der grafischen Ausarbeitungen vor Vertragsunterzeichnung.
Die Wahrscheinlichkeit eines schnellen und somit günstigeren
Gegenangebotes steigt bei Vorlage der kompletten Planungsunterlagen erheblich.
Insofern ist die Verweigerung sicher nachvollziehbar,
benötigt ein Mitbewerber in diesem Fall doch nur einen Bruchteil der
Zeit des Vorplaners um ein Gegenangebot zu erstellen.
Die gesparte Zeit wirkt sich anschliessend auf den Endpreis aus.
Hieraus könnte man den, aus einer anderen Währungsepoche stammenden,
Begriff "Schnelle Mark" ableiten.